Sonntag, 21. Juni 2009

Ewige Liebe

Geister gibt es, und es gibt Liebe,
Sie weilen hier seit Jahr und Tag.
Lauscht der Geschichte, denn sie erzählet
Von wahrer Liebe und was sie vermag.

Harris Presser wurde 1843 geboren. Seine Eltern besaßen in New Bern einen kleinen Kerzenladen. Wie viele junge Männer jener Zeit wollte sich Harris im Unabhängigkeitskrieg den Konföderieten anschlieben. Aber seine Mutter und sein Vater flehten ihn an, nich wegzugehen, denn er war ihr einzieger Sohn. Indem er ihren Wunsch befolgte, besiegelte Harris Presser sein Schicksal.
Er verliebte sich.
Kathryn Purdy war erst siebzehn, und wie Harris ein Einzelkind. Ihre Eltern besaßen das Hotel und das Sägewerk und waren die reichsten Leute der Stadt. Sie verkehrten nicht mit den Pressers, aber beide Familien gehörten zu denen, die in der Stadt blieben, als New Bern 1862 an die Union fiel. Trotz des Krieges und der Besatzung trafen sich Harries und Kathryn an den Früsommerabenden River Neuse, bis Kathryns Eltern dahinter kamen. Sie waren ärgerlich und verboten ihrer Tochter, Harris wiederzusehen, denn die Pressers gehörten zu den ärmeren Leuten. Doch das Verbot schmiedete das junge Paar nur noch enger zusammen. Es allerdings nicht leicht für die beiden, sich zu treffen. Bald entwarfen sie einen Plan, wie sie den wachsamen Augen von Kathryns Eltern entgehen konnten. Harris blieb im Kerzenladen seiner Erltern und wartete auf ein Zeichen. Wenn Kathryns Eltern schliefen, stellte sie eine brennende Kerze auf das Fensterbrett, und dann stahl sich Herris zu ihr. Er kletterte den massiven Eichenstamm vor ihrem Fenster hoch und half ihr herunter. Auf diese Weise trafen sie sich, so oft sie konnten.
Inzwischen hielt die Unionstruppen den Süden immer mehr fester im Griff. Aus Virginia kamen schlimme Nachichten, und man hörte Gerüchte, dass General Lee mit seiner Armee aus Northvirginia kommen und versuchen würde, North Carolina für die Konföderienten zurückzugewinnen. Eine Ausgangsperre wurde verhängt, und alle, die abends draußen erwischt wurden, besonders junge Männer, liefen Gefahr, erschossen zu werden. Weil Harris Kathryn nicht mehr sehen konnten, arbeitete er absichtlich noch spätabends im Geschäft seiner Eltern und zündeten im Fenster eine Kerze an, damit Kathryn wusste, dass er sich nach ihr sehnte. Wochenlang ging es gut, bis er eines Tages Kathryn durch einen mitfühlenden Pfarrer einen Brief zuschmuggelte und sie bat, mit ihm durchzubrennen. Wenn ihre Antwort ja lautete, sollte sie zwei Kerzen ins Fenster stellen - eine für ihr Einverständnis und die zweite, wenn er ungefährdet zu ihr kommen konnte.
In jener Nacht brannten zwei Kerzen, und gegen alle Wiederstände wurden sie bei Vollmond noch in derselben Nacht von dem freundlichen Geistlichen getraut, der den Brief befördert hatte. Sie hatten für die Liebe ihr Leben riskiert.
Doch unglücklicherweiseentdeckten Kathryns Eltern einen anderen geheimen Brief, den Harris geschrieben hatte. Wutentbrannt forderten sie von Kathryn eine Erklährung. Kathryn erwiderte trotzig, sie könnte nichts mehr gegen ihre Verbindung tun. Leider behielt sie nur teilweise recht.
Wenige Tage später trat Kathryns Vater, der den Colonel der Besatzungstruppen kannte, mit diesem in Kontakt und informierte ihn, dass es einen konföderierten Spion gäbe, der mit General Lee in Kontakt stünde und ihm Geheiminformationen über die Verteidigung der Stadt zuspiele. In Angebracht der Gerüchte über Lees angeblichen Vorstoßpläne dauerte es nicht lange, bis Harris Prasser im Laden seiner Eltern verhaftet wurde. Bevor man ihn zum Galgen führte, äußerte er noch ein Bitte - im Fenster des Ladens solle eine Kerze entzündet werden. Die Bitte wurde gewährt. In jener Nacht wurde Harris Presser an einem Ast der großen Eiche vor Kathryns Fenster aufgehängt. Kathryn war verzweifelt, und sie wusste, dass ihr Vater die Schuld trug.
Sie ging zu Harris` Eltern und bat um die Kerze, die in der von Harris` Tod im Fenster gebrannt hatte. Von Kummer überwältigt wussten die Eltern nicht, was sie von dieser merkwürdigen Bitte halten sollen, doch Kathryn erklährte, sie wünsche sich etwas zur Erinnerung an den jungen Mann, der immer so höflich zu ihr gewesen war. Die Eltern gaben ihr die Kerze, und in jener Nacht zündete sie beide Kerzen an und stellt sie auf das Fensterbrett. Kathryn wurde am nächsten Tag von ihrern Eltern gefunden. Sie hatte sich ebenfalls an der Eiche von ihrem Fenster erhängt.
Die Kerzen brannten die ganze Nacht und auch den folgenden Tag, obwohl sie nur noch kleine Wachsstummel waren. Und immer nach brannten sie, bis zum nächsten und zum übernächsten Tag. Sie brannten drei Tage lang, so lange, wie Kathryn und Harris verheiratet gewesen waren. Dann gingen sie aus.
Im folgenden Jahr, als sich der Hochzeitstag zum ersten Mal jährte, brach in Kathryns ungenutztem Zimmer auf mysteriöse Weise ein Feuer aus, aber das Haus wurde gerettet. Die Familie Purdy war in der folgenden Zeit vom Pech verfolgt - das Hotel wurde durch eine Überschwemmung zerstört, und das Sägewerk musste verkauft werden, damit die Schulden abbezahlt werden konten. Finanziell ruiniert zogen Kathryns Eltern von hier fort.
Aber hin und wieder Schwören Leute, sie hätten in dem oberen Fenster des Hauses zwei Kerzen gesehen. Andere behaupten, es sei nur eine gewesen, und die zwei brennen in einem verlassenen Gebäude am Ende der Straße.
Und selbst heutzutage, über hundert Jahre später, beteuern immer nboch Leute, sie hätten in den Fenstern leer stehender Häuser Kerzen brennen sehen. Doch es ist merkwürdig - die einzigen, die sie sehen, sind junge, verliebte Paare. Ob Sie beide die Kerzen sehen werden, hängt davon ab, was Sie füreinander empfinden...



Liebe Grüße Yaya

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